
Was ist ein Balkonkraftwerk?
Immer mehr Verbraucher möchten Ihren eigenen Strom erzeugen – um Stromkosten zu sparen, unabhängiger von den Strompreisen am Markt zu sein und in erneuerbare Energiequellen zu investieren. Doch nicht jeder hat Platz für eine Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Dach. Ein Balkonkraftwerk ist eine kompakte und günstige Lösung für alle, die selbst Ökostrom erzeugen wollen.
Balkonkraftwerke, auch Stecker-Solargeräte genannt, sind kleine Solarsysteme, die bequem auf Balkons oder Terrassen installiert werden können. Sie eignen sich daher nicht nur für Hausbesitzer, sondern auch für Wohnungseigentümer und Mieter.
Ein Balkonkraftwerk ist nicht nur kleiner als eine herkömmliche PV-Anlage, sondern kann auch ohne großen Aufwand installiert und angemeldet werden. Der von dem Balkonkraftwerk produzierte Strom fließt direkt in die heimische Steckdose und kann sofort verbraucht werden.
Wie viel Strom liefert ein Balkonkraftwerk?
Im Mai 2024 wurde das Solarpaket I verabschiedet, welches es Verbrauchern vereinfacht, mehr Strom selbst zu generieren und Balkonkraftwerke zu installieren. Im Rahmen dieses Pakets wurde die maximale Einspeiseleistung erhöht: Verbraucher können nun ein Balkonkraftwerk mit maximal 800 Watt betreiben.
Wie viel Solarstrom Sie mit einem Balkonkraftwerk einspeisen können, hängt von einigen Faktoren ab:
Leistung
Standort
Ausrichtung
Neigungswinkel
Sonneneinstrahlung
Wetter
Jahreszeit
All diese Variablen machen es schwer, genau zu berechnen, wie viel Solarstrom ein Balkonkraftwerk erzeugen kann. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin hat jedoch eine beispielhafte Berechnung für den Betrieb unter optimalen Bedingungen erstellt: Ein Balkonkraftwerk mit einer maximalen Leistung von 800 W auf einem Süd-Balkon ohne Schatten erreicht eine Stromerzeugung von 550 bis 790 kWh pro Jahr.
Bei einem aktuellen durchschnittlichen Strompreis von 35 ct/kWh könnten Sie mit einem Balkonkraftwerk bis zu 280 € pro Jahr sparen.
Ein Balkonkraftwerk eignet sich vor allem dafür, die Grundlast abzudecken. Dies bezeichnet den Stromverbrauch aller Geräte, die ständig laufen – dazu zählen zum Beispiel der Kühlschrank, der Internetrouter und Geräte im Standby. Je nach Haushalt liegt die Grundlast zwischen 50 und 400 Watt.
Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin hat einen Stecker-Solar-Simulator entwickelt, mit dem Sie berechnen können, wie viel Strom und Geld Sie mit einem Balkonkraftwerk an Ihrem Aufstellungsort einsparen könnten.
Was kostet ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk mit einer Leistung von 800 W inklusive Solarmodulen, Wechselrichter, Kabel und Halterungen bekommt man aktuell für rund 300 bis 700 €. Ein Balkonkraftwerk mit einer Leistung von 400 W kostet um die 200 € und ist für Singlehaushalte in der Regel ausreichend. Beachten Sie jedoch mögliche Zusatzkosten durch die Installation eines Wieland-Steckers oder den Einbau eines digitalen Stromzählers.
Da die Leistung der Mini-Solaranlagen zunimmt und die Herstellungskosten sinken, amortisieren sich die Ausgaben oft schon nach zwei bis fünf Jahren. Balkonkraftwerke haben eine durchschnittliche Laufzeit von 20 Jahren, daher lohnt sich eine Anschaffung auf lange Sicht in jedem Fall.
Förderungen für Balkonkraftwerke
Aktuell gibt es keine bundesweiten Förderungen für Balkonkraftwerke – allerdings entfällt seit 2023 die Mehrwertsteuer beim Kauf eines Balkonkraftwerks.
In der Vergangenheit gab es einige Bundesländer, die Zuschüsse für die Installation eines Balkonkraftwerks bezahlten. Mittlerweile erhalten Sie jedoch nur noch in Mecklenburg-Vorpommern eine Förderung von bis zu 500 €, wenn Sie zur Miete wohnen.
Allerdings gibt es weiterhin zahlreiche regionale Förderprogramme einzelner Städte und Landkreise. Die Höhe der Zuschüsse fällt unterschiedlich aus und orientiert sich häufig an den Anschaffungskosten und der Leistung des Balkonkraftwerks. Für genaue Informationen zu möglichen Förderungen informieren Sie sich am besten direkt bei Ihrer Gemeinde.
Stromkosten senken dank Stromvergleich
Ein Balkonkraftwerk ist eine gute Investition, um langfristig die Grundlast des eigenen Haushalts abzudecken. Um die Stromkosten weiter zu senken, lohnt es sich jedoch, jedes Jahr den Stromanbieter zu wechseln. Besonders einfach geht das mit dem Stromvergleichsrechner von Stromvergleich.de: Einfach Verbrauchsdaten angeben, die günstigsten Angebote vergleichen und in wenigen Minuten wechseln.
So funktioniert ein Balkonkraftwerk
Ein Balkonkraftwerk wandelt Sonnenlicht in elektrische Energie um. Dafür benötigt es drei Komponenten:
Ein bis zwei Solarmodule,
einen Wechselrichter
und ein Anschlusskabel mit Schuko-Stecker oder eine Wieland-Steckdose.
Die Solarmodule
Die Solarmodule eines Balkonkraftwerks funktionieren genauso wie die einer herkömmlichen PV-Anlage: Sie bestehen in der Regel aus dem chemischen Element und Halbmetall Silizium. Trifft Sonnenlicht auf die Solarmodule, entsteht elektrische Energie.
Schuko-Stecker oder Wieland-Steckdose
Der Strom aus dem Balkonkraftwerk wird über einen Stecker in das Hausnetz eingespeist. Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE) empfiehlt, eine sogenannte Wieland-Steckdose zu installieren. Diese verfügt über einen zusätzlichen Sicherheitsmechanismus und muss von einer Elektrofachkraft installiert werden. Ein Wieland-Stecker kann anschließend nicht einfach gezogen werden, er muss mit einem Schraubenzieher entfernt werden.
Das Balkonkraftwerk kann jedoch auch über einen Schuko-Stecker ans Hausnetz angeschlossen werden. Hierbei handelt es sich um den Standardstecker für Elektrogeräte. Die in Deutschland verkauften Balkonkraftwerke besitzen in der Regel einen Wechselrichter mit zusätzlichen Netz- und Anlagenschutz. Das bedeutet, dass keine Spannung mehr am Balkonkraftwerk anliegt, sobald der Stecker gezogen wird. Schuko-Stecker sind also nicht zwangsläufig unsicherer als ein Wieland-Stecker.
Das sollten Sie vor dem Kauf eines
Balkonkraftwerks beachten
Bei der Auswahl eines Balkonkraftwerks gibt es einige Faktoren, die Sie beachten sollten: Welche Leistung benötigen Sie? Welches Solarmodul ist das richtige? Und welche Mini-Solaranlagen sind wirklich sicher?
Größe und Gewicht
Ein Balkonkraftwerk mit zwei Solarmodulen, einem Wechselrichter und Halterung wiegt zwischen 20 und 40 kg. Möchten Sie die Mini-Solaranlage auf Ihrem Balkon montieren, ist das Gewicht relevant, da Balkone eine begrenzte Tragfähigkeit haben. Sie sollten vorher also genau überprüfen, ob Ihr Standort geeignet für das Gewicht des Balkonkraftwerks ist.
Genauso wichtig sind natürlich die Maße des Geräts: Im Durchschnitt ist ein Solarmodul etwa 1,7 m breit und 1 m hoch. Bei zwei Solarmodulen nimmt das Balkonkraftwerk circa 3,5 m2 ein.
Wahl des Solarmoduls
Sie können zwischen einer Vielzahl verschiedener Modelle wählen, wenn Sie sich für ein Solarmodul für Ihr Balkonkraftwerk entscheiden:
Monokristalline oder polykristalline Solarzellen: Bei einer monokristallinen Solarzelle wird ein einzelner Siliziumkristall gezüchtet und dann in Scheiben geschnitten. Bei einer polykristallinen Solarzelle wird das Silizium hingegen geschmolzen und dann abgekühlt. Diese unterschiedlichen Herstellungsverfahren beeinflussen den Preis und die Leistungsfähigkeit:
- Monokristalline Solarzellen sind teurer, aber die leistungsstärksten am Markt.
- Polykristalline Solarzellen sind günstiger, haben aber eine geringere Leistung. Dafür sind sie etwas langlebiger.
Bifaziale und monofaziale Solarmodule: Monofaziale Solarmodule können das Sonnenlicht nur auf einer Seite einfangen. Bifaziale Module sind hingegen doppelseitig. Sie können die Sonneneinstrahlung maximal ausnutzen und etwa 5 bis 30 % mehr Strom erzeugen. Bifaziale Module sind jedoch teurer und schwerer, was die Montage und Planung des Balkonkraftwerks schwieriger gestaltet.
CIGS-Module: Bei diesen Solarmodulen handelt es sich um ein spezielles Dünnschichtmodul. Diese Module bestehen nicht aus Silizium, sondern aus dem Halbleiter Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid. Der Vorteil des CIGS-Moduls ist, dass es besonders dünn und leicht ist. Es eignet sich daher besser für aufwendige Projekte wie etwa Solarfassaden. Der Wirkungsgrad ist jedoch geringer als der von herkömmlichen Silizium-Solarmodulen. Dafür sind CIGS-Module bei diffusem Licht und im Winter effizienter.
Leistung des Balkonkraftwerks
Wenn Sie ein Balkonkraftwerk kaufen möchten, müssen Sie die Leistung des Models beachten. Denn der Solarstrom aus Ihrem Balkonkraftwerk sollte ausreichen, um die Grundlast Ihres Haushalts zu decken. Die Grundlast lässt sich ganz einfach berechnen, indem Sie den Stromzählerstand abends und dann am nächsten Morgen ablesen. Die Differenz geteilt durch die vergangenen Stunden ergibt die Grundlast.
Nehmen wir an, Sie lesen abends einen Zählerstand von 3.000 kWh ab. Nach 8 Stunden Schlaf lesen Sie ihn erneut ab. Nun steht er bei 3.002,4 kWh. Dies ergibt eine Grundlast von 2,4 kWh über 8 Stunden, also 0,3 kWh pro Stunde.
Ein Balkonkraftwerk mit 600 Watt würde also ausreichen, um diese Grundlast zu decken – auch bei einer Leistung von nur 50 %. Wer tagsüber einen hohen Stromverbrauch hat, sollte jedoch eher auf ein Balkonkraftwerk mit 800 Watt setzen.
Balkonkraftwerk mit oder ohne Speicher
Nun, da Balkonkraftwerke mit 800 W erlaubt sind, erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass überschüssige Energie entsteht. Der Solarstrom, den Sie nicht sofort verbrauchen, kann nur mit einem zusätzlichen Speicher für eine spätere Nutzung gespeichert werden.
Ein Lithium-Ionen-Speicher ist aktuell die beste Wahl für Ihr Balkonkraftwerk. Eine Speicherkapazität von 1 bis 2 kWh reicht für die meisten Haushalte aus, um den überschüssigen Strom eines Tages zu speichern.
Ob sich die Anschaffung eines zusätzlichen Speichers für das Balkonkraftwerk lohnt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Die Kosten für Speicher sind in den letzten Jahren stark gefallen – dies verringert die Amortisationszeit des Speichers. Dennoch muss man mit einem Anschaffungspreis von circa 250 €/kWh rechnen. Ein Speicher mit 2 kWh kostet aktuell also um die 500 €.
Hinzu kommt, dass die Lebensdauer des Speichers deutlich geringer ist als die des Balkonkraftwerks. In der Regel halten Batteriespeicher zwischen 10 bis 15 Jahren. Speicher können außerdem nicht den gesamten überschüssigen Solarstrom speichern: Es kommt bei der Speicherung zu Verlusten, der Standby-Verbrauch benötigt Strom ebenso wie der Schutz vor Tiefentladung im Winter. Dabei gehen rund 20 % des überschüssigen Solarstroms verloren.
In den letzten Jahren riet die Verbraucherzentrale aufgrund des geringen Mehrwerts davon ab, einen zusätzlichen Speicher für das Balkonkraftwerk zu kaufen. Durch die Entwicklung zu höheren Leistungen und niedrigen Preisen kann sich dies jedoch in Zukunft ändern. Möchten Sie sich dennoch einen Speicher für Ihr Balkonkraftwerk zulegen, ist es eine gute Idee, klein zu starten und zu ermitteln, ob sich eine Aufrüstung lohnt.
Balkonkraftwerk überwachen
Es gibt zwei gute Gründe, warum Sie die Einspeisung Ihres Balkonkraftwerks überwachen sollten:
• Sie können sehen, wie viel Solarstrom das Balkonkraftwerk produziert.
• Sie können Fehler und Defekte schneller erkennen und beheben.
Es gibt verschiedene Wege, wie Sie die Stromproduktion Ihres Balkonkraftwerks messen können. Ist es über eine normale Schuko-Steckdose angeschlossen, können Sie einfach eine Messsteckdose zwischen Kraftwerk und Steckdose installieren. Diese gibt es mit und ohne Funk. Letzteres ermöglicht es Ihnen, die Daten auch aus der Ferne über eine Smartphone-App abzulesen. Die Kosten für eine solche Messsteckdose liegen zwischen 15 und 50 €.
Haben Sie sich für eine Wieland-Steckdose entschieden, können Sie von einem Elektriker eine vorgefertigte Anschlussbox inklusive Stromzähler installieren lassen. Diese Boxen gibt es auch mit WLAN-Stromzähler – so können Sie die Daten ebenfalls an Ihrem Smartphone ablesen.
Manche Wechselrichter messen die Stromproduktion sogar selbst. Sie können diese dann ganz einfach per WLAN auslesen.
Sicherheit gewährleisten
Im Jahr 2023 warnte die Bundesnetzagentur vor minderwertigen Wechselrichtern, die die europäischen Sicherheitsstandards nicht einhalten. Wenn Sie ein Balkonkraftwerk kaufen, sollten Sie also alle Komponenten genau überprüfen. Darauf sollten Sie achten:
- Die maximale Wechselrichterleistung sollte bei 800 W liegen.
- Der Wechselrichter muss die Norm VDE-AR-N 4105:2018-11 erfüllen. Diese regelt den Netz- und Anlagenschutz von Erzeugungsanlagen, die an das Niederspannungsnetz angeschlossen werden.
- Alle Komponenten müssen eine CE-Kennzeichnung besitzen.
- Es sollten alle Sicherheitszertifikate und Garantiedokumente für die Solarmodule und den Wechselrichter vorhanden sein.
- Dem Paket sollte eine ausführliche Bedienungs- und Montageanleitung beiliegen.
Bevor Sie sich für ein Balkonkraftwerk entscheiden, ist es ratsam, sich bei vertrauenswürdigen Quellen wie zum Beispiel der Bundesnetzagentur oder der Verbraucherzentrale über den Anbieter zu informieren.
Worauf Sie bei der Installation Ihres
Balkonkraftwerks achten müssen
Die Montage einer Mini-PV-Anlage dürfen Sie selbst durchführen, denn sie gelten nicht als Bauprodukte im Sinne der Landesbauordnung.
Für die Installation eines Balkonkraftwerks mit zwei Solarmodulen benötigen Sie eine Fläche von mindestens 3,5 m2. Idealerweise ist diese nach Süden ausgerichtet und nicht verschattet. Sie können die Module an Ihrem Balkongeländer, auf einer Terrasse, an der Wand sowie auf Schräg- und Flachdächern montieren.
Die Solarmodule sollten einen Winkel von 30 bis 40 Grad zum Horizont haben und nach Süden ausgerichtet sein. Ist dies nicht möglich, können Sie die Module mit einem steileren Neigungswinkel von etwa 70 Grad auch nach Westen oder Osten ausrichten.
Übrigens: Seit dem Jahr 2024 können Vermieter und Eigentümergemeinschaften die Installation eines Balkonkraftwerks nicht mehr ohne triftigen Grund verweigern.
Anmeldung des Balkonkraftwerks
Sie sind dazu verpflichtet, Ihr Balkonkraftwerk im Marktstammdatenregister (MaStR) der Bundesnetzagentur anzumelden. Das MaStR ist ein behördliches Register für stromerzeugende Anlagen. Die Anmeldung muss innerhalb eines Monats nach der Inbetriebnahme des Balkonkraftwerks erfolgen – ansonsten droht eine Strafe mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 €.
Achtung: Haben Sie ein Balkonkraftwerk mit Speicher, müssen Sie diesen Batteriespeicher einzeln registrieren.
Für die Registrierung benötigen Sie neben Angaben zu Ihrer Person auch die Zählernummer, das Datum der Inbetriebnahme sowie technische Daten wie die Herstellerinformationen zu den Solarmodulen und dem Wechselrichter.
Die Bundesnetzagentur bietet auf Ihrer Website eine Registrierungshilfe für die Anmeldung von Balkonkraftwerken an.
Stromzähler
Für die Installation eines Balkonkraftwerks benötigen Sie keinen zusätzlichen Stromzähler. Ein Problem stellen jedoch ältere Stromzähler, sogenannte Ferraris-Zähler, dar. Diese können bei der Einspeisung von Solarstrom rückwärtslaufen.
Der Messstellenbetreiber ist für den Austausch eines Ferraris-Zählers zuständig. Er hat bis zu vier Monate Zeit, um ein Smart Meter zu installieren. Der Austausch des Zählers ist für Sie kostenlos, für einen neuen digitalen Zähler fallen jedoch Betriebskosten von maximal 20 € pro Jahr an.